7.3.11

Liste mit Erläuterungen (to be continued...)

  1. Ameise, die versehentlich Churchill "zeichnet". (Putnam) "Die Ameise wandert und wandert. Und als sie am Abend ihren Weg beendet hat, formt die Linie, die sie im Sand zurückgelassen hat, das Konterfei des Winston Churchill. Die Ameise kennt jedoch weder Churchill noch die Fähigkeit, mit ihrem Laufweg eine Zeichnung zu gestalten.
    Die Preisfrage: Handelt es sich bei dem Bild um das von Churchill oder nicht? Muss die Ameise, um Churchill zu zeichnen, Churchills Angesicht kennen? Muss etwas bewusst gestaltet sein, um etwas darstellen zu können?" (nach Hilary Putnam: Brains in a vat)
  2. Animot, das Wort, das die tierischen Unterschiede frisst. (Derrida)Markus Wild in "Tierphilosophie" (Junius) zu Derridas Animot:
    "… Durch das Wort, so Derrida, berechtige sich die Philosophie dazu, den Menschen vom Tier abzusetzen, indem sie den Tieren das Wort abspricht, den Menschen das Wort zuspricht und die Tiere unter dem Wort »das Tier« vereint. Das hat Folgen, auch rechtliche und moralische Folgen. Denn i...m Wort »Tier« sind alle jene Lebewesen abgetrennt und umhegt, die nicht sprechen, die keine Worte haben. Es sind alle Lebewesen, die nicht »zu uns« gehören, die erforscht, gezüchtet, dressiert, gejagt, gefischt, gekauft, getötet, geschlachtet, geopfert und gegessen werden können.

    Diese Versammlung aller Tiere hat etwas Monströses, es entsteht eine Chimäre, ein Tier, das aus vielen Tieren besteht und das man benutzen darf. Diese Vereinheitlichung, Abtrennung und Umhegung fasst Derrida in den Neologismus »animot«. Das französische Wort für »Tier« lautet im Singular »animal«, im Plural »animaux«. Sowohl der Plural »animaux« als auch der Neologismus »animot« unterscheiden sich dem Vernehmen nach nicht, d.h., man kann den Unterschied zwischen den beiden gesprochenen Wörtern nicht hören, man kann ihn nur als geschriebene Differenz sehen (oder ertasten).

    Somit klingt »animot« zwar genau wie der Plural »animaux«, doch der Neologismus ist kein Plural. Die Silbe »mot«, die die Pluralendung »maux« ersetzt, ist das französische Wort für »Wort«. Derrida spielt mit dem Neologismus, etwa indem er ihn wieder in den (unhörbaren) Plural setzt: »animots«. Er meint damit die zahlreichen Tiere, die in philosophischen Textern auftauchen (natürlich als Wörter) und für Unruhe sorgen, auch in Derridas eigenen Texten. ..." (M. Wild)
  3. Bienen und Ameisen, die für staatskluge Tiere gehalten werden (Hobbes) "Aber, möchte man sagen, es gibt gewisse unvernünftige Tiere, wie die Bienen, welche in einem Stock, und wie die Ameisen, die in einem Haufen friedlich miteinander leben und deshalb vom Aristoteles für staatskluge (Animalibus Politicis) Tiere gehalten werden. Sie regieren sich selbst ein jedes nach seinem Urteil und Trieb, ohne vermittelst einer Sprache sich einander deutlich machen zu können, was sie zum allgemeinen Wohl dienlich halten und was nicht. - Warum sollten die Menschen nicht ebendas können?" (Leviathan, Teil 2, Kap.17)

  4. Chinesische Enzyklopädie, die Foucault zur Ordnung der Dinge inspiriert hat. (Borges) Borges' chinesische Enzyklopädie, in der die Tiere sich wie folgt gruppieren:
    a) Tiere, die dem Kaiser gehören,
    b) einbalsamierte Tiere,
    c) gezähmte,
    d) Milchschweine,
    e) Sirenen,
    f) Fabeltiere,
    g) herrenlose Hunde,
    h) in diese Gruppierung gehörige,
    i) die sich wie Tolle gebärden,
    k) die mit einem ganz feinen Pinsel aus Kamelhaar gezeichnet sind,
    l) und so weiter,
    m) die den Wasserkrug zerbrochen haben,
    n) die von weitem wie Fliegen aussehen.
    Angeblich soll das Foucault angeregt haben bei: Die Ordnung der Dinge.

  5. Elefanten, die religiösen Riten pflegen. (Montaigne)Zu Montaigne und den "religiösen Elefanten" hatte ich nichts gefunden. Also hab ich in "meinem Forum" noch mal nachgefragt und dabei dieses hier bekommen:
    „… In seinem ganzen Enthusiasmus, die Grenzen [zwischen Mensch und Tier] aufzuweichen, geht er sogar soweit, die von den Elefanten praktizierten religiösen Riten zu erwähnen ... Er hat sich in ...seinem Vorhaben, den Abgrund zwischen Mensch und Tier zuzuschütten, sogar bis dahin vorgewagt, dass er glaubte, die Elefanten nähmen an irgendeinem religiösen Ritual teil, wenn sie ihren Rüssel zur Morgenröte erhöben. Montaigne spricht dann auch noch von Waschungen und Meditationen bei den Dickhäutern."
    ('Die Geschichte der Philosophie für Dummies' von Christian Godin S 231)
    Ich denke, dass Montaigne damit doch etwas zu weit geht :-)
  6. Elefant, auf dem die Welt ruht, er selbst aber auf einer Schildkröte, und diese auf einem "Etwas, aber er wisse nicht was" (Locke)
    "Als man zuerst auf den Begriff der Accidenzen, als einer Art Dinge, die des Anhängens bedürften, geriet, musste man das Wort Substanz erfinden, um sie zu tragen. Hätte der arme indische Philosoph (der meinte, auch die Erde bedürfe Etwas, was sie trage) nur das Wort Substanz gekannt, so hätte er sich mit seinem Elephanten nicht zu bemühen brauchen, der sie tragen sollte, und nicht mit der Schildkröte, um den Elephanten zu tragen; das Wort: Substanz hätte dies allein geleistet. Und der indische Philosoph hätte auf die Frage, was Substanz sei, ganz gut, ohne zu wissen, was sie sei, antworten können, sie sei das, was die Erde trage, da man es ja für eine genügende Antwort und gute Lehre halte, wenn ein europäischer Philosoph ohne zu wissen, was die Substanz ist, sage, sie sei das, was die Accidenzen trage. Man hat daher von der Substanz keine Vorstellung, was sie ist, sondern nur eine verworrene und dunkle von dem, was sie thut." (Versuch über den menschlichen Verstand, Buch II, Kap.13, § 19).
    "(Unsere Vorstellung der Substanz im Allgemeinen.) Prüft sich deshalb Jemand in Bezug auf seinen Begriff von Substanz im Allgemeinen, so zeigt sich, dass er dabei nur die Vorstellung von einem nicht näher bekannten Träger solcher Eigenschaften hat, die einfache Vorstellungen in uns erwecken können, und diese Eigenschäften werden gewöhnlich die Accidenzen genannt. Fragt man, was das ist, dem die Farben oder die Schwere anhängen, so können nur die ausgedehnten dichten Theile genannt werden, und fragt man, wem die Dichtheit und Ausdehnung anhängt, so ist der Antwortende in keiner bessern Lage, wie der früher erwähnte Indier, welcher auf seine Angabe, dass die Welt von einem grossen Elephanten getragen werde, gefragt wurde, auf was der Elephant sich stütze; er nannte darauf eine grosse Schildkröte, und auf die fernere Frage, was die breitrückige Schildkröte trage, erwiderte er, Etwas, aber er wisse nicht was. So spricht man hier wie in allen Fällen, wo man Worte ohne klare und deutliche Vorstellungen gebraucht, gleich Kindern, die auf die Frage, was das ist, was sie nicht kennen, sofort antworten: Etwas. Dies bedeutet bei Kindern wie bei Erwachsenen in solchem Falle, dass sie nicht wissen, was, und dass sie von dem Dinge, das sie kennen und besprechen wollen, überhaupt keine bestimmte Vorstellung haben, vielmehr es gar nicht kennen und im Dunkeln tappen." (Ebd., Kap. 23, § 2)

  7. Elefant, der von Blinden ganz verschieden gesehen wird (Sage)Das Gleichnis vom Elefanten und den sechs Blinden
    Es war einmal ein König. In seinem Königreich war ein großer Streit zugange. Einige Männer stritten darüber, wer Recht hatte. Der König war ein sehr weiser Mann und beschloss, den Herren eine Lektion zu erteilen. Er versammelte die streitenden Männer und bestellte einen Elefanten und sechs blinde Männer in seinen Palast. Die blinden Männer wurden zum Elefanten geführt. Nun forderte der weise König die blinden Männer auf, ihm das Aussehen des Elefanten zu beschreiben.
    Der erste blinde Mann sagte: „Ein Elefant sieht aus wie eine Säule." Er hatte das Bein des Elefanten angefasst. Der zweite blinde Mann meinte: „Ein Elefant sieht aus wie ein Seil." Dieser Mann hatte den Schwanz des Elefanten untersucht. Der dritte blinde Mann rief aus: „Nein, ein Elefant sieht aus wie ein Ast!" Er hatte den Rüssel des Tieres angefasst. Der vierte blinde Mann sagte: „Ein Elefant ist wie ein Handfächer." Er hatte das Ohr des Elefanten in Händen. Der fünfte blinde Mann meinte aufgeregt: „Ein Elefant ist wie eine Wand." Dieser Mann hatte den Rumpf des Tieres berührt. Der sechste blinde Mann äußerte sich: „Ein Elefant sieht aus wie ein hartes Rohr." Er hatte einen Stoßzahn des Tieres angefasst. Der weise König erklärte ihnen: „Jeder von euch hat Recht. Ihr habt alle die Wahrheit gesagt. Ihr habt unterschiedliche Teile des Tieres angefasst, deswegen habt ihr unterschiedliche Erklärungen gegeben."

  8. Entenhase, der mal dies und mal das ist. (Wittgenstein)


  9. Esel, der zwischen zwei Heuhaufen verhungert. (Buridan)
  10. schöne (philologische Last-)Eselinnen, die gegen stolze Rösser zum Wettlauf antreten (Hamann) "Heil dem Erzengel über die Reliquien der Sprache Kanaans! [bzw. Johann David Michaelis, D.] - auf schönen Eselinnen siegt er im Wettlauf; - aber der weise Idiot Griechenlands [bzw. Sokrates, D.] borgt Eutyphrons stolze Hengste zum philologischen Wortwechsel." (Johann Georg Hamann: Aesthetica in nuce); vgl. auch Platon: Kratylos 396d - 397, 407d
  11. Eule der Minerva, die erst bei einbrechender Dämmerung ihren Flug beginnt. (Hegel) "Wenn die Philosophie ihr Grau in Grau malt, dann ist eine Gestalt des Lebens alt geworden, und mit Grau in Grau lässt sie sich nicht verjüngen, sondern nur erkennen; die Eule der Minerva beginnt erst in der Dämmerung ihren Flug." (Grundlinien der Philosophie des Rechts, Vorrede, W 7, 28)
  12. Fledermaus, von der wir nicht wissen, wie es ist. (Nagel)
  13. Fliege, der Ludwig den Ausweg aus dem Glas zeigen will. (Wittgenstein)
  14. Fliegen, die man fliehen soll. (Nietzsche) "Fliehe, mein Freund, in deine Einsamkeit! Ich sehe dich betäubt vom Lärme der großen Männer und zerstochen von den Stacheln der kleinen. / Würdig wissen Wald und Fels mit dir zu schweigen. Gleiche wieder dem Baume, den du liebst, dem breitästigen: still und aufhorchend hängt er über dem Meere. / Wo die Einsamkeit aufhört, da beginnt der Markt; und wo der Markt beginnt, da beginnt auch der Lärm der großen Schauspieler und das Geschwirr der giftigen Fliegen." (Also sprach Zarathustra)
  15. Gavagei, von dem man nicht weiß, ob er ein Hase oder nur ein Teil davon ist. (Quine)

  16. Huhn, das als gerupftes Platon widerlegt. (Diogenes)... Platon blieb nicht vor der Kritik des Diogenes von Sinope verschont. Platons Definition des Menschen als "federloses, zweibeiniges Wesen" entkräftete Diogenes von Sinope damit, dass er Platon ein gerupftes Huhn in die Akademie schickte und ihn fragen ließ, ob er glaube, damit einen Menschen vor sich zu haben?Quelle: http://www.beyars.com/kunstlexikon/lexikon_2099.html

  17. Hund, der nicht hoffen kann, dass sein Herrchen übermorgen kommt. (Wittgenstein)
  18. Hund, der denkt, die Katze sei auf der Eiche. (Malcom)
  19. Hund, der einer philosophischen Schule den Namen gab. (Eubulides von Milet)

  20. Käfer, der womöglich gar nicht in der Schachtel ist. (Wittgenstein)
    "[...] Nun, ein Jeder sagt es mir von sich, er wisse nur von sich selbst, was Schmerzen seien! - Angenommen, es hätte Jeder eine Schachtel, darin wäre etwas, was wir »Käfer« nennen. Niemand kann je in die Schachtel des Andern schaun; und Jeder sagt, er wisse nur vom Anblick seines Käfers, was ein Käfer ist. - Da könnte es ja sein, daß Jeder ein anderes Ding in seiner Schachtel hätte. Ja, man könnte sich vorstellen, daß sich ein solches Ding fortwährend veränderte. - Aber wenn nun das Wort »Käfer« dieser Leute doch einen Gebrauch hätte? - So wäre er nicht der der Bezeichnung eines Dings. Das Ding in der Schachtel gehört überhaupt nicht zum Sprachspiel; auch nicht einmal als ein Etwas: denn die Schachtel könnte auch leer sein. - Nein, durch dieses Ding in der Schachtel kann ›gekürzt werden‹; es hebt sich weg, was immer es ist.
    Das heißt: Wenn man die Grammatik des Ausdrucks der Empfindung nach dem Muster von ›Gegenstand und Bezeichnung‹ konstruiert, dann fällt der Gegenstand als irrelevant aus der Betrachtung heraus." (Philosophische Untersuchungen, § 293)

  21. Kamel, Löwe, Kind, die ertragen, umstürzen und spielen. (Nietzsche)"Drei Verwandlungen nannte ich euch des Geistes: wie der Geist zum Kamele ward, und zum Löwen das Kamel, und der Löwe zuletzt zum Kinde. – Also sprach Zarathustra. Und damals weilte er in der Stadt, welche genannt wird: die bunte Kuh."
    (Von den drei Verwandlungen, Also sprach Zarathustra, Nietzsche) Quelle: http://kurzlink.de/3-verwandlungen

  22. Katze, die einfach auf der Matte sitzt. (Austin)
  23. Katze, die unsterblich geworden ist zwischen Tod und Leben. (Schrödinger)
  24. Kentaur, an dessen Existenz man nicht glaubt. (Hume) "Wir können in unserem Vorstellungsbild den Kopf eines Mannes dem Körper eines Pferdes aufsetzen; aber es steht nicht in unserer Macht, zu glauben, daß solch ein Geschöpf jemals wirklich existiert hat" (Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand,5. Abschnitt, 2. Teil)
  25. Leviathan, der auf ein Buch gebannt wurde. (Hobbes) "Kannst du den Leviatan fangen mit der Angel und seine Zunge mit der Fangschnur fassen? / Kannst du ihm ein Binsenseil an die Nase legen und mit einem Haken ihm die Backen durchbohren? / Meinst du, er wird dich lang um Gnade bitten oder dir süße Worte geben? / Meinst du, er wird einen Bund mit dir schließen, daß du ihn für immer zum Knecht bekommst? / Kannst du mit ihm spielen wie mit einem Vogel oder ihn für deine Mädchen anbinden? / Meinst du, die Zunftgenossen werden um ihn feilschen und die Händler ihn verteilen?/ Kannst du mit Spießen spicken seine Haut und mit Fischerhaken seinen Kopf? / Lege deine Hand an ihn! An den Kampf wirst du denken und es nicht wieder tun! ..." (Hiob 40, 25ff.)

    "Gott ist ja mein König von alters her, der alle Hilfe tut, die auf Erden geschieht. /Du hast das Meer gespalten durch deine Kraft, zerschmettert die Köpfe der Drachen im Meer. / Du hast dem Leviatan die Köpfe zerschlagen / und ihn zum Fraß gegeben dem wilden Getier" (Psalm 74, 12)

    "Um aber eine allgemeine Macht zu gründen, unter deren Schutz gegen auswärtige und innere Feinde die Menschen bei dem ruhigen Genuß der Früchte ihres Fleißes und der Erde ihren Unterhalt finden können, ist der einzig mögliche Weg hierzu der: daß jedweder alle seine Macht oder Kraft einem oder mehreren Menschen übertrage, wodurch der Wille aller gleichsam in einen Punkt vereinigt wird; so daß dieser eine Mensch oder diese eine Gesellschaft eines jeden einzelnen Stellvertreter werde, und ein jeder die Handlungen jener so betrachte, als habe er sie selbst getan, weil sie sich dem Willen und Urteil jener freiwillig unterworfen haben. Dies faßt aber noch etwas mehr in sich als Übereinstimmung und Eintracht, denn es ist eine wahre Vereinigung in eine Person, und beruht auf dem Vertrag eines jeden mit einem jedem, wie wenn ein jeder zu einem jeden sagte: 'Ich übergebe mein Recht, mich selbst zu regieren, diesem Menschen oder dieser Gesellschaft unter der Bedingung, daß du ebenfalls dein Recht über dich ihm oder ihr abtretest.' Auf diese Weise werden alle Einzelnen eine Person und heißen Staat oder Gemeinwesen. So entsteht der große Leviathan, oder wenn man lieber will, der sterbliche Gott dem wir unter dem ewigen Gott allein Frieden und Schutz zu verdanken haben." (Leviathan, Teil 2, Kap. 17)

    "Der Name des Leviathan gehört nun einmal zu den mythischen Namen, die sich nicht ungestraft zitieren lassen, und sein Bild ist so stark, daß es, auch nur an die Wand gemalt, seinen eigenen Wirkungslauf nimmt." (Carl Schmitt: Der Leviathan in der Staatslehre des Thomas Hobbes. Sinn und Fehlschlag eines politischen Symbols, Stuttgart 1982 [1938], S. 79)

    "Wußte Hobbes, was er tat, als er ein derart überwältigendes Bild als Blickfang vor seinen Gedankenbau stellte? Ein kluger, nüchterner, vorsichtiger Mann wie er konnte doch berechnen, welche Wirkung das bei seinen bibelkundigen Lesern hervorrufen mußte. War es nicht heller Wahnsinn, den guten Eindruck einer friedensstiftenden Einheit durch eine solche allegorische Drappierung zu verwirren? Mußte nicht der große pädagogische Plan einer staatsbürgerlichen Erziehung durch solche hintergründigen Schreckbilder einfach vernichtet werden? Und gar zu etwaigen Unterwanderungsabsichten paßt der unheimliche Leviathan wie die Faust aufs Auge" (ebd., S. 143)

  26. Löwe, der nicht verstanden wird, selbst wenn er spräche. (Wittgenstein)
  27. Löwen, ohne die die Welt trostlos wäre (Blumenberg)
  28. Mistvieh, das keinen Unsinn reden will (Augustinus)
  29. Spiel der Mücken, das dem Spiel der Wellen gleicht (Gadamer)

  30. Nachtvogel und Adler --- ich sehe was, was du nicht siehst: die Sonne. (Thomas von Aquin)
  31. Nashorn, über dessen Anwesenheit Ludwig und Bertrand in Streit gerieten. (Wittgenstein)

  32. Pfau, Löwe, Kamel, Schlange, Hund, Affe als die Stadien des Lebens. (Gracián y Morales)

  33. Pferd in Turin, dem am 3. Januar 1889 ein Philosoph um den Hals fiel. (Nietzsche)
  34. Pudel, der zum Markenzeichen seines Herrchens wurde. (Schopenhauer)

  35. Raupe, deren Metamorphose nicht nur Philosophen beeindruckt. (Schelling)

  36. Rosse, die zu lenken dem Menschen nicht immer leicht fällt. (Platon) siehe Platon Phaidros 253dff.
  37. Schildkröte, die selbst der schnelle Achilles nicht überholen konnte. (Zenon von Elea)
  38. Schnabeltier, das Kant verwirrt hätte. (Eco)
  39. Schwalbe, die alleine noch keinen Frühling macht. (Aristoteles)
  40. Schwarzer Schwan, der zeigt, dass Schwäne nicht immer nur weiß sein müssen (Popper)
  41. Schwarze Vögel, deren Kommen für Morgen erwartet wird. (Sartre)
  42. Schwein, dessen Zufriedenheit womöglich zu gering geschätzt wird. (Mill)Zitat aus: Robert Zimmer, Basis-Bibliothek Philosophie, John Stuart Mill, Utilitarismus (Utilitarianism) London 1861
    "Im Denken John Stuart Mills vereinigen sich mehrere philosophische Strömungen des 19. Jahrhunderts. Seine enge Anlehnung an die empirischen Wissenschaften macht ihn zu einem Positivisten in der Nachfolge Auguste Comtes. Politisch... vertrat er einen Liberalismus und verteidigte, wie in seiner Schrift Über die Freiheit, die Persönlichkeitsrechte des Individuums gegenüber dem Staat. In Utilitarismus, seiner Begründung moralischen und politischen Handelns, folgte er der von Jeremy Bentham begründeten gleichnamigen Richtung, für die sich alle Handlungen an ihrem Nutzen (lat. »utilis« = nützlich) für das Gemeinwohl, das »größtmögliche Glück der größtmöglichen Zahl«, messen lassen müssen. Mill wuchs mit der Philosophie Benthams auf, da sein Vater eng mit diesem befreundet war. Wie Bentham verband auch er später politisch das Prinzip des Nutzens mit der Forderung nach radikalen gesellschaftlichen Reformen.

    Doch Benthams grundlegende Schrift Einführung in die Prinzipien der Moral und der Gesetzgebung hatte auch viele Fragen aufgeworfen. Vor allem die These, dass das Glück in der Vermeidung von Schmerz (»pain«) und dem Herbeiführen von Lust (»pleasure«) besteht, hatte die Kritik provoziert, Bentham ziehe den Menschen auf das Niveau von Schweinen herab. Mill versuchte mit seiner Schrift, die er aus einer Reihe von vorher veröffentlichten Essays zusammenstellte, dieser Kritik entgegenzutreten und Benthams Theorie zu verbessern.

    Zwar übernimmt Mill Benthams Position, nach der Lust und das Freisein von Unlust die einzigen Zustände seien, die das Wohl des Einzelnen und der Gesellschaft ausmachen, doch nach seiner Meinung kommt es nicht auf die Quantität, sondern die Qualität der Lust an. »Es ist besser«, so Mill, »ein unzufriedener Mensch zu sein als ein zufriedenes Schwein.« Der Mensch hat ein anderes Glücksniveau als ein Tier. Mag für ein Schwein das Glück in der Erfüllung sinnlicher Bedürfnisse bestehen, so muss der Mensch höher greifen. Mill nimmt eine Rang- und Wertordnung des Glücks an, die in einer Rangordnung von Bedürfnissen wurzelt: Das höherwertige menschliche Glück besteht in der Entfaltung der im Menschen angelegten schöpferischen Kräfte, zu denen vor allem geistige und kulturelle Fähigkeiten gehören. Die Frage, wie der Mensch dazu gebracht werden kann, das ihm gemäße Glück anzustreben, beantwortet Mill mit dem Verweis auf die Anlagen der menschlichen Natur: Die Grundmotivation dafür, ein höherwertiges Glück anzustreben, liegt in dem Gefühl des Menschen für seine eigene Würde"

  43. Skorpion, der sich - als Eifersucht - selbst vergiftet, ohne zu vergehen. (Nietzsche)"In der Flamme der Eifersucht wendet man gleich dem Skorpione den vergifteten Stachel gegen sich selber - doch ohne den Erfolg des Skorpions." - Friedrich Nietzsche, Fragmente, 346

  44. Spinne, die sich in den leeren Raum stürzt und darin Søren gleicht. (Kierkegaard)
  45. Spinne und Ameise, die von der Biene übertroffen werden. (Bacon)
  46. Stachelschweine, die den richtigen Abstand finden (müssen). (Schopenhauer) "Eine Gesellschaft Stachelschweine drängte sich, an einem kalten Wintertage, recht nahe zusammen, um, durch die gegenseitige Wärme, sich vor dem Erfrieren zu schützen. Jedoch bald empfanden sie die gegenseitigen Stacheln; welches sie dann wieder von einander entfernte. Wenn nun das Bedürfnis der Erwärmung sie wieder näher brachte, wiederholte sich jenes zweite Übel; so dass sie zwischen beiden Leiden hin und her geworfen wurden, bis sie eine mäßige Entfernung herausgefunden hatten, in der sie es am besten aushalten konnten. - So treibt das Bedürfnis der Gesellschaft, aus der Leere und Monotonie des eigenen Innern entsprungen, die Menschen zu einander; aber ihre vielen widerwärtigen Eigenschaften und unerträglichen Fehler stoßen sie wieder von einander ab. Die mittlere Entfernung, die sie endlich herausfinden, und bei welcher ein Beisammensein bestehn kann, ist die Höflichkeit und feine Sitte. Dem, der sich nicht in dieser Entfernung hält, ruft man in England zu: keep your distance! (Wahren Sie den Abstand!) - Vermöge derselben wird zwar das Bedürfnis gegenseitiger Erwärmung nur unvollkommen befriedigt, dafür aber der Stich der Stacheln nicht empfunden. - Wer jedoch viel eigene, innere Wärme hat bleibt lieber aus der Gesellschaft weg, um keine Beschwerde zu geben, noch zu empfangen." (Parerga und Paralipomena II, S. 708 f.)
  47. Tiere, die gejagt werden (Platon, Sophistes 222af.)
  48. Wurm, der nicht klagen soll, wenn er getreten wird, da er sich selbst zu selbigem gemacht hat. (Kant)

1 Kommentar:

  1. Das ist doch eine gute Methode! Und wer Ideen hat, der kann sie einfach als Kommentar zufügen!

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