Das sind doch zwei Kandidaten für Punkt 35: Schwein, dessen Zufriedenheit womöglich zu gering geschätzt wird. (Mill)
Zitat aus: Robert Zimmer, Basis-Bibliothek Philosophie, John Stuart Mill, Utilitarismus (Utilitarianism) London 1861
"Im Denken John Stuart Mills vereinigen sich mehrere philosophische Strömungen des 19. Jahrhunderts. Seine enge Anlehnung an die empirischen Wissenschaften macht ihn zu einem Positivisten in der Nachfolge Auguste Comtes. Politisch... vertrat er einen Liberalismus und verteidigte, wie in seiner Schrift Über die Freiheit, die Persönlichkeitsrechte des Individuums gegenüber dem Staat. In Utilitarismus, seiner Begründung moralischen und politischen Handelns, folgte er der von Jeremy Bentham begründeten gleichnamigen Richtung, für die sich alle Handlungen an ihrem Nutzen (lat. »utilis« = nützlich) für das Gemeinwohl, das »größtmögliche Glück der größtmöglichen Zahl«, messen lassen müssen. Mill wuchs mit der Philosophie Benthams auf, da sein Vater eng mit diesem befreundet war. Wie Bentham verband auch er später politisch das Prinzip des Nutzens mit der Forderung nach radikalen gesellschaftlichen Reformen.
Doch Benthams grundlegende Schrift Einführung in die Prinzipien der Moral und der Gesetzgebung hatte auch viele Fragen aufgeworfen. Vor allem die These, dass das Glück in der Vermeidung von Schmerz (»pain«) und dem Herbeiführen von Lust (»pleasure«) besteht, hatte die Kritik provoziert, Bentham ziehe den Menschen auf das Niveau von Schweinen herab. Mill versuchte mit seiner Schrift, die er aus einer Reihe von vorher veröffentlichten Essays zusammenstellte, dieser Kritik entgegenzutreten und Benthams Theorie zu verbessern.
Zwar übernimmt Mill Benthams Position, nach der Lust und das Freisein von Unlust die einzigen Zustände seien, die das Wohl des Einzelnen und der Gesellschaft ausmachen, doch nach seiner Meinung kommt es nicht auf die Quantität, sondern die Qualität der Lust an. »Es ist besser«, so Mill, »ein unzufriedener Mensch zu sein als ein zufriedenes Schwein.« Der Mensch hat ein anderes Glücksniveau als ein Tier. Mag für ein Schwein das Glück in der Erfüllung sinnlicher Bedürfnisse bestehen, so muss der Mensch höher greifen. Mill nimmt eine Rang- und Wertordnung des Glücks an, die in einer Rangordnung von Bedürfnissen wurzelt: Das höherwertige menschliche Glück besteht in der Entfaltung der im Menschen angelegten schöpferischen Kräfte, zu denen vor allem geistige und kulturelle Fähigkeiten gehören. Die Frage, wie der Mensch dazu gebracht werden kann, das ihm gemäße Glück anzustreben, beantwortet Mill mit dem Verweis auf die Anlagen der menschlichen Natur: Die Grundmotivation dafür, ein höherwertiges Glück anzustreben, liegt in dem Gefühl des Menschen für seine eigene Würde"
Das sind doch zwei Kandidaten für Punkt 35: Schwein, dessen Zufriedenheit womöglich zu gering geschätzt wird. (Mill)
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"Im Denken John Stuart Mills vereinigen sich mehrere philosophische Strömungen des 19. Jahrhunderts. Seine enge Anlehnung an die empirischen Wissenschaften macht ihn zu einem Positivisten in der Nachfolge Auguste Comtes. Politisch... vertrat er einen Liberalismus und verteidigte, wie in seiner Schrift Über die Freiheit, die Persönlichkeitsrechte des Individuums gegenüber dem Staat. In Utilitarismus, seiner Begründung moralischen und politischen Handelns, folgte er der von Jeremy Bentham begründeten gleichnamigen Richtung, für die sich alle Handlungen an ihrem Nutzen (lat. »utilis« = nützlich) für das Gemeinwohl, das »größtmögliche Glück der größtmöglichen Zahl«, messen lassen müssen. Mill wuchs mit der Philosophie Benthams auf, da sein Vater eng mit diesem befreundet war. Wie Bentham verband auch er später politisch das Prinzip des Nutzens mit der Forderung nach radikalen gesellschaftlichen Reformen.
Doch Benthams grundlegende Schrift Einführung in die Prinzipien der Moral und der Gesetzgebung hatte auch viele Fragen aufgeworfen. Vor allem die These, dass das Glück in der Vermeidung von Schmerz (»pain«) und dem Herbeiführen von Lust (»pleasure«) besteht, hatte die Kritik provoziert, Bentham ziehe den Menschen auf das Niveau von Schweinen herab. Mill versuchte mit seiner Schrift, die er aus einer Reihe von vorher veröffentlichten Essays zusammenstellte, dieser Kritik entgegenzutreten und Benthams Theorie zu verbessern.
Zwar übernimmt Mill Benthams Position, nach der Lust und das Freisein von Unlust die einzigen Zustände seien, die das Wohl des Einzelnen und der Gesellschaft ausmachen, doch nach seiner Meinung kommt es nicht auf die Quantität, sondern die Qualität der Lust an. »Es ist besser«, so Mill, »ein unzufriedener Mensch zu sein als ein zufriedenes Schwein.« Der Mensch hat ein anderes Glücksniveau als ein Tier. Mag für ein Schwein das Glück in der Erfüllung sinnlicher Bedürfnisse bestehen, so muss der Mensch höher greifen. Mill nimmt eine Rang- und Wertordnung des Glücks an, die in einer Rangordnung von Bedürfnissen wurzelt: Das höherwertige menschliche Glück besteht in der Entfaltung der im Menschen angelegten schöpferischen Kräfte, zu denen vor allem geistige und kulturelle Fähigkeiten gehören. Die Frage, wie der Mensch dazu gebracht werden kann, das ihm gemäße Glück anzustreben, beantwortet Mill mit dem Verweis auf die Anlagen der menschlichen Natur: Die Grundmotivation dafür, ein höherwertiges Glück anzustreben, liegt in dem Gefühl des Menschen für seine eigene Würde"