Liste mit Erläuterungen


  1. Ameise, die versehentlich Churchill "zeichnet". (Putnam)
  2. Animot, das Wort, das die tierischen Unterschiede frisst. (Derrida)Markus Wild in "Tierphilosophie" (Junius) zu Derridas Animot:
    "… Durch das Wort, so Derrida, berechtige sich die Philosophie dazu, den Menschen vom Tier abzusetzen, indem sie den Tieren das Wort abspricht, den Menschen das Wort zuspricht und die Tiere unter dem Wort »das Tier« vereint. Das hat Folgen, auch rechtliche und moralische Folgen. Denn i...m Wort »Tier« sind alle jene Lebewesen abgetrennt und umhegt, die nicht sprechen, die keine Worte haben. Es sind alle Lebewesen, die nicht »zu uns« gehören, die erforscht, gezüchtet, dressiert, gejagt, gefischt, gekauft, getötet, geschlachtet, geopfert und gegessen werden können.

    Diese Versammlung aller Tiere hat etwas Monströses, es entsteht eine Chimäre, ein Tier, das aus vielen Tieren besteht und das man benutzen darf. Diese Vereinheitlichung, Abtrennung und Umhegung fasst Derrida in den Neologismus »animot«. Das französische Wort für »Tier« lautet im Singular »animal«, im Plural »animaux«. Sowohl der Plural »animaux« als auch der Neologismus »animot« unterscheiden sich dem Vernehmen nach nicht, d.h., man kann den Unterschied zwischen den beiden gesprochenen Wörtern nicht hören, man kann ihn nur als geschriebene Differenz sehen (oder ertasten).

    Somit klingt »animot« zwar genau wie der Plural »animaux«, doch der Neologismus ist kein Plural. Die Silbe »mot«, die die Pluralendung »maux« ersetzt, ist das französische Wort für »Wort«. Derrida spielt mit dem Neologismus, etwa indem er ihn wieder in den (unhörbaren) Plural setzt: »animots«. Er meint damit die zahlreichen Tiere, die in philosophischen Textern auftauchen (natürlich als Wörter) und für Unruhe sorgen, auch in Derridas eigenen Texten. ..." (M. Wild)

  3. Chinesische Enzyklopädie, die Foucault zur Ordnung der Dinge inspiriert hat. (Borges) Borges' chinesische Enzyklopädie, in der die Tiere sich wie folgt gruppieren:
    a) Tiere, die dem Kaiser gehören,
    b) einbalsamierte Tiere,
    c) gezähmte,
    d) Milchschweine,
    e) Sirenen,
    f) Fabeltiere,
    g) herrenlose Hunde,
    h) in diese Gruppierung gehörige,
    i) die sich wie Tolle gebärden,
    k) die mit einem ganz feinen Pinsel aus Kamelhaar gezeichnet sind,
    l) und so weiter,
    m) die den Wasserkrug zerbrochen haben,
    n) die von weitem wie Fliegen aussehen.
    Angeblich soll das Foucault angeregt haben bei: Die Ordnung der Dinge.

  4. Elefanten, die religiösen Riten pflegen. (Montaigne)Zu Montaigne und den "religiösen Elefanten" hatte ich nichts gefunden. Also hab ich in "meinem Forum" noch mal nachgefragt und dabei dieses hier bekommen:
    „… In seinem ganzen Enthusiasmus, die Grenzen [zwischen Mensch und Tier] aufzuweichen, geht er sogar soweit, die von den Elefanten praktizierten religiösen Riten zu erwähnen ... Er hat sich in ...seinem Vorhaben, den Abgrund zwischen Mensch und Tier zuzuschütten, sogar bis dahin vorgewagt, dass er glaubte, die Elefanten nähmen an irgendeinem religiösen Ritual teil, wenn sie ihren Rüssel zur Morgenröte erhöben. Montaigne spricht dann auch noch von Waschungen und Meditationen bei den Dickhäutern."
    ('Die Geschichte der Philosophie für Dummies' von Christian Godin S 231)
    Ich denke, dass Montaigne damit doch etwas zu weit geht :-)

  5. Elefant, der von Blinden ganz verschieden gesehen wird (Sage)Das Gleichnis vom Elefanten und den sechs Blinden
    Es war einmal ein König. In seinem Königreich war ein großer Streit zugange. Einige Männer stritten darüber, wer Recht hatte. Der König war ein sehr weiser Mann und beschloss, den Herren eine Lektion zu erteilen. Er versammelte die streitenden Männer und bestellte einen Elefanten und sechs blinde Männer in seinen Palast. Die blinden Männer wurden zum Elefanten geführt. Nun forderte der weise König die blinden Männer auf, ihm das Aussehen des Elefanten zu beschreiben.
    Der erste blinde Mann sagte: „Ein Elefant sieht aus wie eine Säule." Er hatte das Bein des Elefanten angefasst. Der zweite blinde Mann meinte: „Ein Elefant sieht aus wie ein Seil." Dieser Mann hatte den Schwanz des Elefanten untersucht. Der dritte blinde Mann rief aus: „Nein, ein Elefant sieht aus wie ein Ast!" Er hatte den Rüssel des Tieres angefasst. Der vierte blinde Mann sagte: „Ein Elefant ist wie ein Handfächer." Er hatte das Ohr des Elefanten in Händen. Der fünfte blinde Mann meinte aufgeregt: „Ein Elefant ist wie eine Wand." Dieser Mann hatte den Rumpf des Tieres berührt. Der sechste blinde Mann äußerte sich: „Ein Elefant sieht aus wie ein hartes Rohr." Er hatte einen Stoßzahn des Tieres angefasst. Der weise König erklärte ihnen: „Jeder von euch hat Recht. Ihr habt alle die Wahrheit gesagt. Ihr habt unterschiedliche Teile des Tieres angefasst, deswegen habt ihr unterschiedliche Erklärungen gegeben."

  6. Entenhase, der mal dies und mal das ist. (Wittgenstein)


  7. Esel, der zwischen zwei Heuhaufen verhungert. (Buridan)
  8. Eule der Minerva, die erst bei einbrechender Dämmerung ihren Flug beginnt. (Hegel)
  9. Fledermaus, von der wir nicht wissen, wie es ist. (Nagel)
  10. Fliege, der Ludwig den Ausweg aus dem Glas zeigen will. (Wittgenstein)
  11. Fliegen, die man fliehen soll. (Nietzsche) 
  12. Gavagei, von dem man nicht weiß, ob er ein Hase oder nur ein Teil davon ist. (Quine)
     

  13. Huhn, das als gerupftes Platon widerlegt. (Diogenes)... Platon blieb nicht vor der Kritik des Diogenes von Sinope verschont. Platons Definition des Menschen als "federloses, zweibeiniges Wesen" entkräftete Diogenes von Sinope damit, dass er Platon ein gerupftes Huhn in die Akademie schickte und ihn fragen ließ, ob er glaube, damit einen Menschen vor sich zu haben?Quelle: http://www.beyars.com/kunstlexikon/lexikon_2099.html

  14. Hund, der nicht hoffen kann, dass sein Herrchen übermorgen kommt. (Wittgenstein)
  15. Hund, der denkt, die Katze sei auf der Eiche. (Malcom)
  16. Hund, der einer philosophischen Schule den Namen gab. (Eubulides von Milet)
     

  17. Käfer, der womöglich gar nicht in der Schachtel ist. (Wittgenstein)Wittgenstein Philosophische Untersuchungen
    293. [...] Nun, ein Jeder sagt es mir von sich, er wisse nur von sich selbst, was Schmerzen seien! - Angenommen, es hätte Jeder eine Schachtel, darin wäre etwas, was wir »Käfer« nennen. Niemand kann je in die Schachtel des Andern schaun; und Jeder sagt, er wisse nur vom Anblick seines Käfers, was ein Käf...er ist. - Da könnte es ja sein, daß Jeder ein anderes Ding in seiner Schachtel hätte. Ja, man könnte sich vorstellen, daß sich ein solches Ding fortwährend veränderte. - Aber wenn nun das Wort »Käfer« dieser Leute doch einen Gebrauch hätte? - So wäre er nicht der der Bezeichnung eines Dings. Das Ding in der Schachtel gehört überhaupt nicht zum Sprachspiel; auch nicht einmal als ein Etwas: denn die Schachtel könnte auch leer sein. - Nein, durch dieses Ding in der Schachtel kann ›gekürzt werden‹; es hebt sich weg, was immer es ist.
    Das heißt: Wenn man die Grammatik des Ausdrucks der Empfindung nach dem Muster von ›Gegenstand und Bezeichnung‹ konstruiert, dann fällt der Gegenstand als irrelevant aus der Betrachtung heraus. [...]

  18. Kamel, Löwe, Kind, die ertragen, umstürzen und spielen. (Nietzsche)"Drei Verwandlungen nannte ich euch des Geistes: wie der Geist zum Kamele ward, und zum Löwen das Kamel, und der Löwe zuletzt zum Kinde. – Also sprach Zarathustra. Und damals weilte er in der Stadt, welche genannt wird: die bunte Kuh."
    (Von den drei Verwandlungen, Also sprach Zarathustra, Nietzsche) Quelle: http://kurzlink.de/3-verwandlungen

  19. Katze, die einfach auf der Matte sitzt. (Austin)
  20. Katze, die unsterblich geworden ist zwischen Tod und Leben. (Schrödinger)
  21. Kentaur, an dessen Existenz man nicht glaubt. (Hume)
  22. Leviathan, der auf ein Buch gebannt wurde. (Hobbes)
  23. Löwe, der nicht verstanden wird, selbst wenn er spräche. (Wittgenstein)
     

  24. Nachtvogel und Adler --- ich sehe was, was du nicht siehst: die Sonne. (Thomas von Aquin)
  25. Nashorn, über dessen Anwesenheit Ludwig und Bertrand in Streit gerieten. (Wittgenstein)
     

  26. Pfau, Löwe, Kamel, Schlange, Hund, Affe als die Stadien des Lebens. (Gracián y Morales)
     

  27. Pferd in Turin, dem am 3. Januar 1889 ein Philosoph um den Hals fiel. (Nietzsche)
  28. Pudel, der zum Markenzeichen seines Herrchens wurde. (Schopenhauer)
     

  29. Raupe, deren Metamorphose nicht nur Philosophen beeindruckt. (Schelling)
     

  30. Rosse, die zu lenken dem Menschen nicht immer leicht fällt. (Platon)
  31. Schildkröte, die selbst der schnelle Achilles nicht überholen konnte. (Zenon von Elea)
  32. Schnabeltier, das Kant verwirrt hätte. (Eco)
  33. Schwalbe, die alleine noch keinen Frühling macht. (Aristoteles)
  34. Schwarze Vögel, deren Kommen für Morgen erwartet wird. (Sartre)
  35. Schwein, dessen Zufriedenheit womöglich zu gering geschätzt wird. (Mill)Zitat aus: Robert Zimmer, Basis-Bibliothek Philosophie, John Stuart Mill, Utilitarismus (Utilitarianism) London 1861
    "Im Denken John Stuart Mills vereinigen sich mehrere philosophische Strömungen des 19. Jahrhunderts. Seine enge Anlehnung an die empirischen Wissenschaften macht ihn zu einem Positivisten in der Nachfolge Auguste Comtes. Politisch... vertrat er einen Liberalismus und verteidigte, wie in seiner Schrift Über die Freiheit, die Persönlichkeitsrechte des Individuums gegenüber dem Staat. In Utilitarismus, seiner Begründung moralischen und politischen Handelns, folgte er der von Jeremy Bentham begründeten gleichnamigen Richtung, für die sich alle Handlungen an ihrem Nutzen (lat. »utilis« = nützlich) für das Gemeinwohl, das »größtmögliche Glück der größtmöglichen Zahl«, messen lassen müssen. Mill wuchs mit der Philosophie Benthams auf, da sein Vater eng mit diesem befreundet war. Wie Bentham verband auch er später politisch das Prinzip des Nutzens mit der Forderung nach radikalen gesellschaftlichen Reformen.

    Doch Benthams grundlegende Schrift Einführung in die Prinzipien der Moral und der Gesetzgebung hatte auch viele Fragen aufgeworfen. Vor allem die These, dass das Glück in der Vermeidung von Schmerz (»pain«) und dem Herbeiführen von Lust (»pleasure«) besteht, hatte die Kritik provoziert, Bentham ziehe den Menschen auf das Niveau von Schweinen herab. Mill versuchte mit seiner Schrift, die er aus einer Reihe von vorher veröffentlichten Essays zusammenstellte, dieser Kritik entgegenzutreten und Benthams Theorie zu verbessern.

    Zwar übernimmt Mill Benthams Position, nach der Lust und das Freisein von Unlust die einzigen Zustände seien, die das Wohl des Einzelnen und der Gesellschaft ausmachen, doch nach seiner Meinung kommt es nicht auf die Quantität, sondern die Qualität der Lust an. »Es ist besser«, so Mill, »ein unzufriedener Mensch zu sein als ein zufriedenes Schwein.« Der Mensch hat ein anderes Glücksniveau als ein Tier. Mag für ein Schwein das Glück in der Erfüllung sinnlicher Bedürfnisse bestehen, so muss der Mensch höher greifen. Mill nimmt eine Rang- und Wertordnung des Glücks an, die in einer Rangordnung von Bedürfnissen wurzelt: Das höherwertige menschliche Glück besteht in der Entfaltung der im Menschen angelegten schöpferischen Kräfte, zu denen vor allem geistige und kulturelle Fähigkeiten gehören. Die Frage, wie der Mensch dazu gebracht werden kann, das ihm gemäße Glück anzustreben, beantwortet Mill mit dem Verweis auf die Anlagen der menschlichen Natur: Die Grundmotivation dafür, ein höherwertiges Glück anzustreben, liegt in dem Gefühl des Menschen für seine eigene Würde"

  36. Skorpion, der sich - als Eifersucht - selbst vergiftet, ohne zu vergehen. (Nietzsche)"In der Flamme der Eifersucht wendet man gleich dem Skorpione den vergifteten Stachel gegen sich selber - doch ohne den Erfolg des Skorpions." - Friedrich Nietzsche, Fragmente, 346

  37. Spinne, die sich in den leeren Raum stürzt und darin Søren gleicht. (Kierkegaard)
  38. Spinne und Ameise, die von der Biene übertroffen werden. (Bacon)
  39. Stachelschweine, die den richtigen Abstand finden (müssen). (Schopenhauer)
  40. Wurm, der nicht klagen soll, wenn er getreten wird, da er sich selbst zu selbigem gemacht hat. (Kant)

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