Philosophische Tiere
Der Blog zur Gruppe.
14.6.11
20.5.11
16.4.11
12.4.11
8.4.11
Geier
5.4.11
Und in der Stille ein Summen
4. Teil, 11. Kapitel, S. 352
Der Fürst ging noch näher, einen Schritt, einen zweiten, und blieb dann stehen. Er stand da und blickte eine oder zwei Minuten lang hin; beide schwiegen während der ganzen Zeit, wo sie am Bett standen; dem Fürsten klopfte das Herz so, daß er meinte, es müßte im Zimmer bei der herrschenden Totenstille zu hören sein. Aber seine Augen hatten sich schon an die Dunkelheit gewöhnt, so daß er das ganze Bett erkennen konnte; auf ihm schlief jemand, ganz ohne sich zu rühren; man hörte nicht das leiseste Rascheln, nicht das leiseste Atemholen. Der Schlafende war bis über den Kopf mit einem weißen Leinentuch zugedeckt; aber die Glieder hoben sich nur undeutlich ab; man sah nur an der Erhöhung, daß da ein ausgestreckter Mensch lag. Ringsherum war, auf dem Fußende des Bettes, auf den beim Bett stehenden Sesseln, sogar auf dem Fußboden, die abgelegte Kleidung unordentlich hingeworfen: ein reiches weißseidenes Kleid, Blumen, Bänder. Auf einem kleinen Tischchen am Kopfende blitzten die abgenommenen, hingeworfenen Brillanten. Am Fußende waren Spitzen zu einem Klumpen zusammengedrückt, und auf den weißen Spitzen wurde, unter dem Leinentuch hervorschauend, eine nackte Fußspitze sichtbar; sie sah aus wie aus Marmor gemeißelt und war von einer erschreckenden Regungslosigkeit. Der Fürst blickte hin und fühlte, daß, je länger er hinblickte, die Totenstille im Zimmer immer drückender wurde. Auf einmal fing eine erwachte Fliege zu summen an, flog über das Bett hinüber und verstummte am Kopfende. Der Fürst fuhr zusammen.
3.4.11
unheimlich
Dieser Fisch war der stumme Zeuge eines Abendessens zu zweit in einem thailändischen Restaurant am Samstag, den 2.4.2011, in Mainz, Nähe Phönixhalle. Ich habe fast keinen Bissen herunterbekommen. Er glänzte durch aufwendige Schwimmmanöver und schien jedes gesprochene und unausgesprochene Wort zu verstehen. Auch nickte er uns mit einem stechenden Blick und bösartigen Grinsen zu, als wir das Lokal schließlich verließen. Nicht einmal der obligate Glückskeks hatte uns die Beklemmung nehmen können.
31.3.11
30.3.11
29.3.11
HUND
Hund
Hundephilosophen nannte man in Athen jene philosophierenden Landstreicher, die, wie Willy Hochkeppel es in einem Aufsatz nannte, die Hippies und Aussteiger der Antike waren. Prototyp ist Diogenes, der angeblich in der Tonne hauste und von Alexander dem Großen gefragt wurde, ob er einen Wunsch habe, nur gesagt haben soll, geh mir aus der Sonne. Die Hundephilosophen waren in stetem Kampf gegen die Höhenflüge der hochnäsigen, elitären Akademiephilosophen aus der Schule Platos.
28.3.11
27.3.11
Nashorn, über dessen Anwesenheit Ludwig und Bertrand in Streit gerieten. (Wittgenstein)
26.3.11
Ein Wort zum Samstag :-)
Stephan Flommersfeld schrieb gestern: „Entschuldigung, daß ich hier problematisiere.“
Manchmal muss man auch problematisieren :-) Meine ursprüngliche und vage Vorstellung war wohl, dass jeder Künstler sich etwas aus der Liste rauspickt und sich irgendwie damit auseinander setzt. Ob er damit die Absichten des Philosophen, der dieses Tier ins philosophische Rennen geschickt hat, nun trifft oder nicht … von Niklas Luhmann ist mir in Erinnerung, dass er künstlerische Auseinandersetzungen mit seinem Werk schätzte, auch wenn es – wie er sich ausdrückte – zu produktiven Missverständnissen Anlass geben sollte.
Das heißt, um ein Beispiel zu geben, dass man von niemandem verlangen kann und muss, in die Höhen und Tiefen der Philosophie Quines einzudringen, wenn er etwas zu dessen Gavagai beitragen will oder in seinem/ihrem Fundus findet.
Nun gibt es in der bisherigen Bild-Auswahl auch einige Tiere, die (noch) philosophische Waisen zu sein scheinen. Aber das scheint bestimmt nur so :-) Ich habe nicht den mindesten Zweifel, dass es auch anders herum geht: erst das Tier ins Bild setzen und dann den passenden Philosophen dazu (er-)finden :-)
Ich kann mir zurzeit gut vorstellen, dass das Gros der Texte aus kurzen, launigen Erläuterungen zu den besagten Philo-Tieren und ihren philosophischen Schöpfern besteht. Das heißt - um beim Beispiel zu bleiben - dem Betrachter wird in wenigen und einfachen Worten erklärt, was es mit besagtem Gavagai auf sich hat. Den Job, die Liste in eine solche Form zu bringen, kann ich selbst übernehmen. Also auch den Job, Philosophen zu den Tieren zu finden!
Quellen dazu haben Ich, Dorit und Stephan ja schon reichlich beigetragen. (Zudem hab ich weitere Helfer in einem Philoforum!) Und sehr vieles davon, findet sich zum Glück auch in meinen Bücherregalen :-) Manches sogar in meinem Kopf :-) Ich denke aber, dass das eine ganz gute Zeit in Anspruch nehmen wird, da ich unter der Woche einen Job zu bewältigen habe, so dass im Wesentlichen das WE dafür vorgesehen ist.
Außerdem finde ich die Idee, auf Zitate oder Gedichte zurück zugreifen gut. Wer also was in Petto hat: her damit! :-)
Natürlich muss man bei so einem Projekt auch nicht streng nach Plan vorgehen --- und unverhofft kommt bekanntlich oft! :-))
24.3.11
Buchempfehlung
Was unterscheidet Mensch und Tier? Denken Tiere? Haben Tiere Rechte? Das sind die drei zentralen Fragen der Tierphilosophie. Die vorliegende Einführung konzentriert sich auf die ersten beiden Fragen und entwirft zum ersten Mal einen Ansatz, in dem Tiere konsequent zum Ausgangspunkt philosophischer Reflexion werden. Tiere sind denkende Wesen, und der Mensch ist schon als Tier ein denkendes Wesen. Allerdings unterscheidet er sich dadurch vom Tier, dass er eine kulturelle Welt hervorgebracht hat, die ihn weit über das tierliche Bewusstsein hinausblicken lässt. Ausgehend von neuen Untersuchungen aus der Verhaltensforschung zu Affen, Krähen und anderen Tieren und den Überlegungen von Philosophen wie Descartes, Darwin, Davidson, Dretske oder Derrida spannt dieser Band ein Panorama des Nachdenkens über Tiere auf, das auch den Blick auf den Menschen verändert.
Vielleicht sollten wir eine Lektüreliste anlegen?
Alle Raben sind schwarz
http://de.wikipedia.org/wiki/Hempels_Paradox
Die automatische Ente
Als sein Meisterwerk gilt jedoch seine automatische Ente. Sie bestand aus mehr als 400 beweglichen Einzelteilen, konnte mit den Flügeln flattern, schnattern und Wasser trinken. Sie hatte sogar einen künstlichen Verdauungsapparat: Körner, die von ihr aufgepickt wurden, „verdaute“ sie in einer chemischen Reaktion in einem künstlichen Darm und schied sie daraufhin in naturgetreuer Konsistenz aus. Vaucanson schuf mit dem Darm seiner Ente zudem den wohl ersten biegsamen Gummischlauch.
http://de.wikipedia.org/wiki/Jacques_de_Vaucanson
Katzenklavier
Das Katzenklavier besteht aus einer Reihe von in einem Gestell fixierten Katzen, deren Schwänze unter einer Klaviatur festgebunden sind. Unten an jeder Taste ist ein Nagel befestigt, wodurch die Katzen verzweifelt miauen, wenn die Tasten gedrückt werden. Die Katzen werden nach ihrer natürlichen Tonlage angeordnet. Das Geschrei der Katzen wurde auch „Katzenmusik“ genannt.
22.3.11
KNUT
Was passiert gerade mit Knut?
Bärenkurator Heiner Klös: Er liegt in einem pathologischen Institut der Freien Universität in Berlin-Düppel auf dem Seziertisch. Mehr will ich dazu nicht sagen. Wenn uns ein Ergebnis vorliegt, werden wir die Öffentlichkeit informieren.
Trauern Knuts Mutter Tosca und die zwei Tanten um den toten Verwandten?
Klös: Nein, es geht ihnen hervorragend. Eisbären trauern nicht. Das Einzige, was die drei Eisbärendamen bedauern, ist, dass sie jetzt in einem kleineren Gehege untergeracht sind. Aber ansonsten sind sie quietschfidel und zeigen keine Anzeichen von Krankheit.
Hätten SIe's gewußt?
http://www.uni-koblenz.de/~ffko/Raupenzucht/
Claudia Lo Gatto: käferumschleichung
Käfer in der Schachtel / Gehirne im Schädel?
Wittgenstein kritisierte philosophische Verwirrungen – er sprach auch von Verhexungen – denen wir philosophisch erliegen können, wenn wir uns von der „Oberflächengrammatik“ der Sprache täuschen lassen.
21.3.11
20.3.11
19.3.11
Zu: Nashorn, über dessen Anwesenheit Ludwig und Bertrand in Streit gerieten. (Wittgenstein)
18.3.11
John Howard Harris Professor of Philosophy, Bucknell University
Tierrecht und die Grenzen des Postmodernismus: Der Fall Derrida
Nach einem traditionellen, von den Stoikern geerbten Begriff haben nur diejenigen Lebewesen einen Anteil an der Gerechtigkeit, die vernunftbegabt sind und so Rechte und Pflichten als solche begreifen können. Neuerdings wird dieses Vorurteil der Tradition immer mehr in Frage gestellt, denn Theoretiker werden immer bereiter, die Irrelevanz der Vernunftbegabung für die Frage des moralischen Wertes anzuerkennen. Vor allem die Theoretiker der Postmoderne behaupten in der Nachfolge Jeremy Benthams, daß die Fähigkeit, Schmerzen zu empfinden, das bestimmende Kriterium für den moralischen Wert eines Lebewesens sei. Sie behaupten weiter, daß das liberale humanistische Streben nach festen Prinzipien nicht nur nutzlos, sondern geradezu gefährlich sei für die Aufgabe, den eigentlichen moralischen Wert der Tiere anzuerkennen und zu schützen. Doch diese postmodernen Denker gehen entgegen ihrer eigenen Absicht von gewissen Voraussetzungen aus, die es völlig unmöglich machen, Tiere als moralisch wertvolle Wesen zu verteidigen - und zwar deswegen, weil der Postmodernismus letztlich keinen Platz für so etwas wie feste Prinzipien bereithält. In diesem Zusammenhang sind die Ideen Derridas das aufschlußreichste Beispiel dafür, wie man nicht versuchen sollte, den moralischen Wert der Tiere zu verteidigen, denn im Feld der Erfahrung gibt Derrida der Unbestimmtheit bzw. der Mannigfaltigkeit den logischen Vorrang vor jeder Bestimmtheit. Dabei möchten Derrida und seine Anhänger die repressiven Konsequenzen der angeblich totalitären traditionellen Denkweise vermeiden, doch aus der Strategie Derridas folgt tatsächlich, daß die Begründung von Moralprinzipien im Allgemeinen überhaupt unmöglich wird. So muß Derrida letzten Endes freilich eingestehen, daß wir "erst später, d.h. niemals" den moralischen Wert der Tiere (geschweige denn jeglichen Wesens) feststellen werden.
15. März 2010, 19 Uhr c.t., Hegelsaal
16.3.11
15.3.11
Morgen werden die schwarzen Vögel kommen (Sartre)
Romanzyklus Wege der Freiheit//Les chemins de la liberté
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Jean-Paul_Sartre
http://fr.wikipedia.org/wiki/Les_Chemins_de_la_liberté
14.3.11
Katze, die einfach auf der Matte sitzt. (Austin)
[16]
Überhaupt, mein Bester, haben Sie schon bemerkt, wie eigentlich jeder Mensch ein Lügner ist? Nur gibt es zwei Arten, und darnach kann man die Menschen einteilen, in solche, welche andere belügen, das sind die materiellen Menschen, von denen man so in den Büchern liest, und dann die Idealisten, wie die Deutschen sie nennen - die sich selbst belügen.
Schwein, dessen Zufriedenheit womöglich zu gering geschätzt wird. (Mill)
Mill schätzt geistige Bedürfnisse höher ein als physische, es kann auch nützlich sein und glücklich machen, auf die Befriedigung bestimmter Bedürfnisse überhaupt zu verzichten. „Es ist besser ein unzufriedener Mensch zu sein, als ein zufrieden gestelltes Schwein, es ist besser ein unzufriedener Sokrates als ein zufriedener Narr.“
Käfer, der womöglich gar nicht in der Schachtel ist. (Wittgenstein)
SWR2 Wissen - Manuskriptdienst
Der Käfer in der Schachtel
Wittgensteins Philosophie der Empfindungen
Autorin: Barbara Schmitz
Redaktion: Detlef Clas
Regie: Reinhard Winkler
Sendung: Montag, 30.8.2004, 8.30 Uhr, SWR2
Ausschnitt
Wittgenstein:
Nun, ein Jeder sagt es mir von sich, er wisse nur von sich selbst, was Schmerzen seien! - Angenommen, es hätte Jeder eine Schachtel, darin wäre etwas, was wir ”Käfer” nennen. Niemand kann je in die Schachtel des Andern schaun; und Jeder sagt, er wisse nur vom Anblick seines Käfers, was ein Käfer ist. - Da könnte es ja sein, dass jeder ein anderes Ding in seiner Schachtel hätte. Ja, man könnte sich vorstellen, dass sich ein solches Ding fortwährend veränderte.
Fliegen, die man fliehen soll. (Nietzsche)
Im „Zarathustra“-Kapitel „Von den Fliegen des Marktes“ verkündet Nietzsche über seinen Religionstifter aus Persien folgendes:
„Fliehe, mein Freund, in deine Einsamkeit!
Ich sehe dich betäubt vom Lärme der großen Männer und zerstochen von den Stacheln der Kleinen.
(…)
Wo die Einsamkeit auffhört, da beginnt der Markt;
und wo der Markt beginnt, da beginnt auch der Lärm der großen Schauspieler und das Geschwirr der giftigen Fliegen.
Quelle: http://www.freitag.de/community/blogs/carl-gibson/von-den-fliegen-des-marktes---reden-oder-schweigen
Eule der Minerva, die erst bei einbrechender Dämmerung ihren Flug beginnt. (Hegel)
„…; die Eule der Minerva beginnt erst mit der einbrechenden Dämmerung ihren Flug.“
– Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts, Frankfurt am Main 1972, S. 14
Die römische Göttin Minerva wie auch die griechische Athene waren die Hüterinnen der Klugheit und hatten als mythologisches Attribut den Vogel der Weisheit, die nachtaktive Eule. Eine Erkenntnis gesellschaftlicher Verhältnisse ist dieser Metapher nach also erst dann möglich, nachdem ihre Wirklichkeit sich entfaltet hat. Die Erkenntnis schließt also eine Epoche ab und begründet sie nicht etwa. Viele Interpretationen sehen deshalb in dem Alterswerk Hegels, zu dem auch die Rechtsphilosophie gehört, eine Abkehr von der früheren Position, dass die Philosophie eine neue Epoche begründen solle.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Grundlinien_der_Philosophie_des_Rechts
Löwe, der so gut brüllte, dass er zum Buchthema taugte. (Blumenberg)
Aus dem Nachlass des Philosophen Hans Blumenberg: Reflexionen über ein hohes Tier
Löwenmähne, Bärenhunger, Katzenjammer, Schweinsgalopp, Bienenfleiß, Sauwetter, Hundstag, Affenschande. Das Tier ist mit uns nicht nur auf dem Teller oder im Tiergarten, auch in der Sprache haben wir es domestiziert und zum Synonym gemacht für mehr oder minder erfreuliche Phänomene und menschliche Eigenschaften.
...
Quelle: http://www.zeit.de/2001/32/Eine_Welt_ohne_Loewen_Trostlos
Zu: Nashorn, über dessen Anwesenheit Ludwig und Bertrand in Streit gerieten. (Wittgenstein)
Quelle: http://www.m-orld.org/Essays/Schuld_und_Suehne.html
Zu: Spinne und Ameise, die von der Biene übertroffen werden. (Bacon)
Quelle: http://www.schuledesrades.org/palme/books/denkstil/?Q=1/1/3/0/0/1/93